Ostergeschichte

Es ist Oktober 2020. Seit ein paar Tagen ist es wieder möglich, Demonstrationen wie vor der Pandemie durchzuführen. Die Beschränkungen bezüglich des Sicherheitsabstandes wurden aufgehoben.

Es ist ein Freitag und in ganz Deutschland treten Menschen auf die Straße: in kleinen und in großen Städten, in Dörfern. Die Menschen blicken sich um und blicken sich an. Es wird gelächelt und die Freude der Menschen ist spürbar. Die noch warme Herbstluft legt sich wie eine Decke um die Schultern von Nachbarn, Partnern und Freunden. 

Nach einigen Minuten der Gespräche, des Sich-und-die-Welt-Begrüßens macht sich Schweigen breit. Manche gedenken den letzten Monaten und den Schwierigkeiten und Herausforderungen, die überstanden wurden. Die teilweise leeren Regale, die Überlastung der Krankenhäuser, den Verlust geliebter Menschen und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Manche Gesichter werden Ernst, Kiefermuskeln spannen sich an, manche spüren ein Kribbeln der Vorfreude. Alle wissen, dass der Moment gekommen ist. 

Alle haben etwas in der Hand: manche tragen Briefumschläge bei sich, andere CD Hüllen, Kleidungsstücke, Bücher, Elektrogeräte. Schweigend setzen sie einen Fuß vor den anderen und machen sich auf den Weg zum Bürgerhaus, zum Rathaus und zu Ministerien der Landes- und der Bundesregierungen. Als die Menschen nach und nach an den Orten eintreffen, legen sie ihre Mitbringsel nieder. Zeichen und Symbole der alten Zeit. Dinge, Gewohnheiten, Routinen die sie hinter sich lassen wollen. Ein Abschied von der alten Zeit. 

Die Menschen halten nun inne und schauen gespannt auf die Bühnen und Rednerpulte vor Backsteinhäusern, auf weiten Grünflächen, am Brandenburger Tor. Das Bundeskabinett, die Bürgermeisterin, der Bezirksbürgermeister betritt die Bühne – mit einem Lächeln und Tränen in den Augen. 

In den folgenden Minuten stellen die Menschen auf der Bühne ein Programm vor. ein Programm, in dem auf jeder Ebene der Verwaltung, auf jeder Ebene der Exekutive über die kommenden Wochen und Monate gemeinsam mit den Menschen, die dort leben, mit Vertretern der Wissenschaft und der Wirtschaft erarbeitet werden soll, wie die Agenda 2030 umgesetzt werden soll, um das Leben schöner, einfacher und nachhaltiger zu machen. 

Nach wenigen Minuten endet die Rede und die Menschen fallen lachend und lächelnd in Gespräche. Menschen, die sich in den vergangenen Wochen nur über Videokonferenzen gesehen haben, schütteln sich die Hände und lachen zusammen. Sie alle wissen, an welchen Tagen sie bei Gesprächen dabei sein werden. Sie kennen ihre Rolle, die Vision und wie sich die Agenda 2030 realisieren wird. 

Ein neuer Anfang.